Ein Metkrug, reichlich verziert und mit den Initialen des / der Beschenkten
ein Tavernengutschein für 10 Vollpansionen (10 mal Kost und Logis vom Feinsten)
Eine Kiste exotischer Früchte
Ein liebevoll verziertes Tagebuch mit der Aufschrift „Meine Abenteuer“
Bethmännchen, lebensgroß (1 Bethmännchen = 1 Tagesration für mittelgroße Humanoide)
zwei Lamettafäden aus echtem Silber (Schmuck und krisensichere Geldanlage)
ein verschließbares Trinkhorn mit Gürtelaufhängung
Fettnapf (um Waffen und Rüstungen einzureiben, damit sie nicht rosten)
Buch „Würzen in der Wildnis“ von Peter S. Iltis
Ein Gutschein für ein Jahr kostenlose Beförderung für die / den Beschenkte/n und die Begleitung. Die Beförderung ist immer sicher, aber nicht immer schnell.
Wollpulli mit integriertem Kettenhemd
Feder mit magischer Tinte, die dekorativ mal in Grün, mal in Rot schreibt
Der Titel des Fanzines Adjunkt. Professor Mühlmerders Magazin für viktorianische Ermittlungen verrät nicht wirklich, dass es eine Beschreibung des Wiener Praters zum Ende des 19. Jahrhunderts bietet, zur Nutzung für das viktorianische Detektivrollenspiel Private Eye. Die Beschreibung hebt das unternehmerische internationale Flair dieses Parks und Vergnügungsbereiches hervor und lädt mit einer handvoll knapper Abenteuerideen dazu ein, den Prater im Rollenspiel zu verwenden. Der Text ist systemneutral und mit zeitgenössischen Bildern und Karten illustriert. Unklar bleibt, ob die Texte von Martin „Magedu“ Dürr, Moritz „glgnfz“ Mehlem, oder von beiden zu ähnlichen Anteilen stammen. Beide sind summarisch für ‚Autorenschaft, Redaktion, Satz und Lektorat“ angegeben. Meine Vermutung ist, dass Martin Dürr Hauptautor ist.
Allerdings bekomme ich den Eindruck, dass die Macher entweder kein ganz klares Ziel vor Augen hatten oder es nicht gut rüberbringen: Wenn im Editorial nicht „Private Eye“ stünde, dann wäre diese Zielsetzung im Zine kaum erkennbar, weil die Hinweise bezüglich einer konkreten Umsetzung am Spieltisch so zurückhaltend sind. Wenn andererseits angestrebt wurde, das Material möglichst systemunabhängig zu halten, damit es auch für andere Rollenspiele nutzbar wird, dann sollte das irgendwo (Titel, Editorial, oder auch in begleitenden Infos online (quasi „Werbetext“) deutlicher gesagt werden. Der Adjunkt kann meines Erachtens problemlos auch als Inspiration für andere Rollenspielrunden dienen, deren Settings städtisches Flair um 1900 beinhalten (können), z.B. Finsterland, Call of Cthulhu oder Electric Bastionland.
Das Zine ist schlicht und übersichtlich gehalten. Neben den Bildnachweisen hätte ich noch Quellenangaben oder Empfehlungen für historische Ressourcen interessant gefunden – jedenfalls habe ich nach dem Lesen den Eindruck, dass Martin sich in das Thema eingearbeitet hat und daher ein paar Quellen leicht hätte nennen können.
Auch, wenn man nicht Private Eye spielt, ist der knappe historische Einblick in den Wiener Prater interessant zu lesen. Vier von fünf Riesenradgondeln!
Der Adjunkt ist über den System-Matters-Fanzinewettbewerb 2024 verteilt worden – ob es noch weitere gedruckte Exemplare gibt oder eine PDF-Ausgabe geplant ist, weiß ich nicht. Unter private-eye.at gibt es Infos zum Adjunkt, auf der Seite gibt es eine Kontaktadresse zu Martin Dürr.
Die beiden Abenteuer (das Gefängnis der Wurmkönigin und Über den Tod hinaus) sind meines Erachtens die interessantesten Inhalte dieser „Gazette“ für Electric Bastionland. Beide zeigen auf je eigene Weise schön die Seltsamkeit und Surrealität des Settings. Den Zeitdruck (Risiko von Rückschlägen je nach in-game-Zeitbedarf) im zweiten Abenteuer finde ich persönlich etwas mühselig; am Spieltisch würde mir das keinen Spaß machen. Die Dreibar finde ich als Location reizvoll.
Die Karte zum Bezirk „Bleichdrozze“ enthält einige schöne Komplikationen, aber soviele Orte (Knotenpunkte im Verbindungsnetz), dass es mich ein bisschen abschreckt (sowohl als Spieler als auch als SL). Dazu bräuchte ich am Spieltisch erstmal etwas Infodump, um Entscheidungen zu ermöglichen, und die Infos müsste ich mir als SL ausdenken, da sie nicht mitgeliefert werden. Den Bezirk würde ich also eher als Ideensteinbruch verwenden; und dann ist für mich natürlich das Kartenformat vergebene Liebesmüh.nDie gescheiterte Karriere „Mausritter*in“ ist niedlich.nDas Interview mit Chris McDowall fand ich ein bisschen langweilig (und ich lese Interviews eigentlich sehr gern), weil es sich vor allem mit Electric Bastionland befasst und die Person leider in den Hintergrund tritt.
Außerdem fand ich, dass das Zine mehr Tippfehler und kleinere Layoutlapsus aufweist, als ich von System Matters erwartet hätte. Ich hatte beim Lesen den Gedanken, dass das Vier-Augen-Prinzip doch noch was hätte bringen können. (Michael Masberg hat nicht nur übersetzt und getextet, sondern auch Redaktion und Lektorat übernommen.) Das sind aber nur kleinere kosmetische Dinge, die die Nutzbarkeit nicht gefährden.
Skægarslund von Christopher Bünte (https://woohoomania.com/) entstand zum Fanzine-Wettbewerb von System Matters 2024. Obwohl es äußerlich angenehm aufpoliert ist, wirkt es auf mich unfertig. Vielleicht kam die Deadline für Einreichungen zu rasch? Das Fanzine beschreibt ein Dorf in einer Fantasy-Wikingerkultur: Wie die Siedlung in der Welt gelegen ist, ihre Geschichte und politisch-rechtliche Ordnung, Religion, Kleidung, Architektur, wichtige Orte und Persönlichkeiten sind ausgearbeitet. Unklar bleibt mir, wie Pferde und Schafe (für die erwähnte Kleidung aus Schafwolle) in einer Landschaft ernährt werden, die „mehr als die Hälfte des Jahres mit Schnee und Eis bedeckt“ ist. Gravierender finde ich aber, dass das Zine keinen Grund mitliefert, es an den Spieltisch zu bringen. Mir fehlen markante Abenteueraufhänger, die das ausgearbeitete Material begründen. Deswegen wirkt Skægarslund auf mich so, als wäre es nicht fertig geworden, denn die vorhandenen 12 Seiten sind sorgfältig gearbeitet. Auch die Karte auf der Rückseite ist hübsch, wenn auch die Rasterung am Rand (von A-L und von 1-18) feiner granuliert ist als nötig.
Skægarslund macht mich neugierig darauf, was Christopher Bünte sonst noch so produziert, aber das Fanzine selbst bewerte ich nur mit zweieinhalb von fünf Drachenbooten.
Das Einhörnchen kehrt zurück! Mai-Britt Ilse hat erneut ein Zine für Cozy Fantasy gemacht, wiederum mit Unterstützung von Konstantin Weber. Zwei kurze, gewaltfreie Abenteuer (Zwei Freunde, Magisches Observatorium), neue Waren im Sortiment der Händlerin Scharla, sowie Ideensammlungen/Tabellen für Pflanzen und Zufallsbegegnungen runden die Mischung ab.
Schon die erste Ausgabe hatte mich begeistert. Die Nummer 2, die zum diesjährigen Fanzine-Wettbewerb erschien, finde ich wieder rundum gelungen. Die Qualität der Illustrationen hat sich gesteigert: Knuffige Wesen und Schauplätze mit einer gewissen Behaglichkeit, und diverse Marginalien, die die Atmosphäre unterstützen. Der Text ist gut lesbar und stimmungsvoll. Highlights: Das Schnabelhörnchen-Bild und die Matschpfütze.
Das Zine besticht auch wieder durch schöne, liebevolle Details: Fadenheftung, und als Beilage Aufkleber und Lesezeichen.