1W66 merkwürdige Dinge, die man in einem Drachenhort findet

22.06.2024 Lesezeit: 3 Minuten

Idee: kagozaiku
Autor:innen: Nicrey/Tim, kagozaiku, Tristan Natsirt, Nym/Katha, Jonas (asri), Klaudia Kloppstock

W66 = würfel 2W6, aber einer der Würfel zählt als Zehnerstelle und der andere als Einerstelle, sodass man 11-16, 21-26, ... 61-66 als mögliche Ergebnisse bekommt

11: Ein gigantisch großes Kuscheltier in Form eines exotischen Tieres.
12: Ein Stapel Selbsthilfeliteratur.
13: Zwei Archivboxen mit Kätzchenfotos.
14: Die haltbar gemachten Überreste von Ambrose Bierce.
15: Ein Menschenkind/eine Menschenfamilie, welche/s von den Drachen versorgt wird und beschützt aber auch abgeschottet vom Rest der Welt lebt und euch daher als Feind/e betrachtet.
16: Eine einzigartig detaillierte Nachbildung der Hauptstadt aus Fels gehauen
21: Ein riesiges, in Stein gehauenes Becken, gefüllt mit Wein.
22: Ein Kissenberg in Drachengröße, ausstaffiert mit zahlreichen Kuscheldecken.
23: Ein lebensgroßes Porträt des Drachen in vornehmer Pose.
24: Eine detaillierte Nachbildung des Drachenhorts im Maßstab 1:72
25: Eine ToDo-Liste in Stein gemeißelt
26: Zwei Legosteine auf dem Boden, weiträumig mit Absperrband umzäunt
31: Ein Bücherregal voller in Folie eingeschweißter Rollenspielregelbücher.
32: Projektionskristalle, welche die vergriffene siebenteilige Serie Autogenes Antiagressionstraining für Daheim des Ex-Barbaren Ronan Rage enthalten.
33: Ein Traumtagebuch.
34: Das Buch "Gremlins züchten leichtgemacht" und ein leerer korbgroßer Eisenkäfig.
35: Das Porträt des Bürgermeisters der Hauptstadt
36: Eine Flasche Wein
41: Ein bunter Ball
42: Ein Pailletten-„Drachenei“
43: Ein richtig fein stinkender, uralter Käse, gestern angeknabbert.
44: Eine aus unzähligen kleinen Spiegeln zusammengesetzte Kugel
45: Helium-Kaugummis
46: ein roter Eimer
51: Ein Zahnpflegeset und Pfefferminzmundwasser für den extrafrischen Atem.
52: Zwei Holzstangen, die zehn Fuß lang sind, und ein riesiges Wollknäuel
53: ein rotes und ein gelbes Tuch und ein Jagdhorn
54: Eine runde Scheibe, welche in mehrere Segmente unterteilt und mit Nummern beschriftet ist. Es stecken drei Wurfpfeile in drei unterschiedlichen Segmenten.
55: Ein viereckiger Tisch, auf welchem mehrere Kugeln und Stäbe liegen
56: Eine grosse, mit Wasser gefüllte Schale mit einer Unmenge an kleinen Krebstieren.
61: Zwei Metallscheiben: Eine in Gold. Auf der einen Seite ein großes Sonnensymbol auf der andere Seite ein kleines Mondsymbol. Eine in Silber. Auf der silbernen Scheibe ist das Sonnensymbol klein und das Mondsymbol groß.
62: Ein Sextant und ein Kompass
63: Die Taverne Der letzte Drachen
64: Eine Kollektion seltener regenbogenfarbener Finanzwürmer. Alle verhungert.
65: Ein halb bearbeiteter Insolvenzantrag.
66: Ein mit Drachenschuppen und Gewürzen gefüllter Gärtopf.

Lizenz: CC BY 4.0


Fanzine Freitag: Der Gazer No. 1

21.06.2024 Lesezeit: 4 Minuten

von Jonas (asri)

"Das OSR-Magazin mit Kante", so nennt Gazer Press seine Zeitschrift, deren erste Ausgabe im April 2024 erschien. Der österreichische Verlag wurde 2021 in Wien gegründet und veröffentlicht OSR-Abenteuer, die anstatt klassischer Fantasywelten in historisierten mitteleuropäischen Settings angesiedelt sind. Das gilt auch für den Gazer No. 1, der sich am 17. Jahrhundert orientiert und Material für Spielgruppen bietet, deren Charaktere unterwegs durch Gegenden reisen, die unter dem 30-jährigen Krieg leiden. Das Zine enthält hauptsächlich Zufallstabellen (z.B. "Unterwegs auf den Straßen des Reichs" und einen Gasthaus-Generator) sowie einen Hexcrawl namens "Der Weg nach Krakstadt". Es ist in übersichtlichem, zweispaltigen Layout gehalten und mit schwarz-weißen Illustrationen aufgelockert. Spielwerte für old-schoolige Rollenspiele wie Swords & Wizardry stehen in senkrechten Zeilen am Rand.

Schwarz-weißes Cover mit vertikalem, pinkem Streifen

Die in der Selbstbeschreibung des Magazins (S. 3) angesprochenen "Essays zu Themen rund ums Rollenspiel und Hintergrundwissen über die Zeit des Dreißigjährigen Krieges" bleiben äußerst dünn. Geboten wird eine Doppelseite zu "Reisen im 17. Jahrhundert", die zwar gut zum Rest des Heftes passt, aber überwiegend Allgemeinheiten enthält: "Im Gebirge vertraut man auf trittsichere Maulesel, wer es sich leisten kann, lässt sich in unwegsamen Gelände in einer Sänfte tragen." Spannender hätte ich es gefunden, beispielsweise mehr Details über die Wasserroute(n) zwischen Nordsee und Mittelmeer zu erfahren. Als Ergänzung ist außerdem ein kurzer Auszug aus dem Reisebericht des William Crowne beigegeben, der 1636 Thomas Howard, den Earl of Arundel, auf seiner Gesandtschaft begleitete.

Die stimmungsvollen Einträge der Zufallstabellen zielen fast durchweg auf eine bedrückende, vom Krieg gezeichnete Not, mit bizarren Einschlägen. Elegant sind ein einzelne Anknüpfungspunkte an andere Produkte von Gazer Press eingeflochten (Baphomet, Bruckstadt).

Gestört hat mich Eintrag Nr. 2 auf S. 22, der eine direkte Linie von selbstverletzendem Verhalten zu Gewalt gegen andere zieht. Wohlwollend gelesen ginge die Bedrohung von einem blutrünstigen Messer aus, nicht von einem Menschen, der unter Wahnvorstellungen leidet. Letztlich liegt der Fokus aber auf der Person und ihren Handlungen. Der Eintrag dämonisiert somit psychisch Kranke, was ich problematisch finde. Unnötig ist es obendrein.

Der Hexcrawl ist gut aufbereitet und wie die Tabellen reich an Ideen. Es gibt dazu einen Spielbericht im Tanelorn: Der Weg nach Krakstadt.

Mir fehlt ein wenig Abwechslung - wenn jeder Landstrich gleichermaßen zerrüttet und jede Begegnung auf (Religions)krieg gemünzt ist, dann droht es eintönig zu werden. Ich habe das Gefühl vermisst, durch wenig bekannte historische Details überrascht und inspiriert zu werden. Mein Eindruck ist, dass hier ein relativ schlichtes Bild vom 30-jährigen Krieg als Folie eines düsteren, dystopischen Settings herhalten muss. Wer dieses Flair mag, wird bestens bedient - wer aber breitere Inspirationen zum "17. Jahrhundert als Spielwelt" (S. 3) erhofft - auch, wenn man sich auf Zeit des 30-jährigen Kriegs beschränkt - bekommt wenig geboten. Ich vermute, es gäbe weitere Facetten, die sich lohnen würden und die an historische Figuren (Philipp Hainhofer, Matthäus Merian, Anna Maria von Schürmann) und Tatsachen angelehnt sein könnten (z.B. die nicht unbedingt grimmig-düsteren Aspekte der Militärlogistik, die durch Marketender*innen geleistet wurden, oder die improvisierten Backöfen eines Söldners wie Peter Hagendorf). Historische Atmosphäre (mit okkult-bizarrer Tönung) könnte gut durch Losbücher oder Himmelsbriefe unterstützt werden. Leute, die sich intensiver mit dieser Epoche befassen, würden sicher noch weitere Ideen haben.

Markus Schauta und seine Mitstreiter planen, weitere Ausgaben des Zines unregelmäßig herauszubringen. Ich werde danach Ausschau halten und bin gespannt, wie der Gazer sich entwickeln wird.

Der Gazer No. 1 (PDF + Print) im Webshop für 8,80€ plus Versand


1W10 Frühlingsbräuche (ZZZ-Auszug)

20.06.2024 Lesezeit: 3 Minuten

Auszug aus dem ziemlich zufälligen Zine - Beiblatt B.

Autor:innen: dr_phil_nagi, Tristan Natsirt, Jonas (asri), Nym/Katha, Phybe,

  1. In jedem Dorf wird ein kleiner Blütenhügel gebaut, in dem Wünsche für das Jahr begraben werden. Am nächsten Tag wird der Blütenhügel angezündet. Die Bewohner bewachen ihre Blüten sorgfältig vor Neid und bösen Absichten von Dieben oder Hexen.
  2. An den ersten warmen Tagen versammeln sich die Dorfbewohner in farbenfrohen Gewändern zum „Fest der Erwachten“. Sie singen heilende Melodien und Verse der Hoffnung. Am Höhepunkt werden Laternen entzündet und in den Himmel entlassen.
  3. Zu Frühlingsbeginn werden Urnen mit der alten Asche aus den Kochstellen gefüllt, mit den wichtigsten Ereignissen des vergangenen Jahres graviert und anschließend feierlich begraben.
  4. Auf dem Dorfanger findet eine Nasse-Handtuch-Schlacht statt, an der man nur in Unterwäsche bekleidet teilnehmen darf.
  5. Beim Ritual der „Blütentaufe“ bringen die Stadtbewohner Kristallvasen mit Blumen zu einem Schrein, wo diese von Druiden gesegnet werden. Zum Abschluss trinken sie das Blütenwasser für Frische und Lebenskraft.
  6. Beim „Fest der Schmetterlinge“ schreiben die Dorfbewohner Wünsche auf bunte Bänder, die sie an „Wunschbäume“ hängen, und lassen kunstvolle Papierschmetterlinge frei.
  7. In der Nacht des ersten Frühlingsmonds findet das Reste-Essen statt, bei dem alle winterlichen Vorräte verzehrt werden müssen, um eine schlechte Ernte abzuwenden und Vertrauen in die Götter zu zeigen.
  8. Von allen 17-jährigen wird erwartet, dass sie von Frühling bis Herbst das Dorf verlassen. Beim Abschiedsfest erhalten sie Wanderstöcke und Glücksbringer und müssen vor Sonnenaufgang aufbrechen.
  9. Bei Vollmond nach dem letzten Schneefall bringen Kinder unter 5 Jahren, geschmückt mit Frühlingsknospen, den größten Ochsen des Dorfes in den Wald, um den Segen der Wolfsmutter zu erhalten.
  10. Wenn die ersten Blüten am Wächterbaum blühen, wird unter den Dorfbewohnern ein Wettkampf abgehalten. Der Sieger darf Blüten pflücken und als Verlobungsgeschenk verwenden. Die Blüten symbolisieren über das Jahr hinweg den Segen für die Beziehung.

Lizenz: CC BY 4.0