Fanzine-Freitag: Der Ogerkiller Nr. 1

Zwei Ausgaben des Fanzines Ogerkiller von 1990-1991, mit laienhaften schwarz-weißen Zeichnungen und sowol handschriftlichen als auch maschinenschriftlichen Infos auf den Covern

Der Oger-Killer ist ein Fanzine von Markus Port (Helsa, Landkreis Kassel) und weiteren Mitstreitern, das von 1990 bis mindestens 1992 mindestens vier Ausgaben herausbrachte. Falls du es genauer weißt, melde dich bitte. Ich sammle solche Infos ja. 🙂

Manche Fanzines nennen im Impressum ja ihre Auflagenhöhe, aber der Ogerkiller bietet dazu keine Infos. Mutmaßlich lag die Auflage im zweistelligen Bereich?

Mir liegen nur die ersten beiden Ausgaben des Ogerkillers vor. Im folgenden gebe ich vor allem meine Eindrücke von der Nr. 1 wieder.

Die Nr. 1 ist ein Zine in Klemmschiene, 53 Seiten A4.
Das Layout ist nicht besonders gut, geben die Macher selbst zu. Ich ergänze, dass die Rechtschreibung auch nicht so pralle ist, aber sprachlich finde ich es dafür ganz gut geschrieben, anschaulich und verständlich.

Aber was wurde denn für die Nr. 1 geschrieben? Die meisten Seiten nimmt „Geisterstunde“ ein, ein längeres Abenteuer für DSA. Vorschläge, wie man es auf Midgard anpassen kann, werden mitgeliefert, wobei es sich erkennbar um nachträgliche Bemühungen handelt, während das Abenteuer ursprünglich klar für Aventurien als Setting entwickelt wurde. Inhaltlich geht es um die Ahndung eines Verbrechens (Mord), wobei die Täter bekannt sind. Es beginnt mit einem eher uninspirierten Dungeon, dann entsteht mehr Spielraum im zweiten Teil des Abenteuers, wenn es darum geht, einerseits den Mörder zum Geständnis zu bringen und andererseits die Mörderin aus dem Palast zu entführen und an den Geist der Ermordeten auszuliefern.

Außerdem gibt es eine längere Beschreibung eines Schauplatzes (Elfendorf Astasia) mit Abenteuerideen. In diesem Elfendorf findet man eine eigenwillige Mischung aus moralischer Überhöhung/ sozialpolitischer Utopie der Elfengesellschaft und „realistischeren“, „menschlicheren“ Konflikten. Obwohl ich es nicht am Spieltisch verwenden wollen würde, gefällt mir dieser Versuch, eine andere Gesellschaftsform zu beschreiben.

Drumherum gibt es ein paar kleinere Artikel, überwiegend auf DSA ausgelegt: Eine Gruppe von Trickbetrügern, eine Baroniebeschreibung (in der offenbar Spielerlebnisse als Ausgangsmaterial für fremde Spielrunden verwertet sind), ein „volkskundliches“ In-Game-Interview eines nivesischen Jugendlichen, der Elf als Klasse für Midgard, und – wie in vielen anderen Fanzines der Zeit auch – Zitate vom Spieltisch. Der Ogerkiller bietet brauchbare fannische Illustrationen, ist aber insgesamt textlastig.

In die Nr. 2 hab ich nur reingeblättert, sie aber nicht durchgelesen. Das Konzept (Abenteuer, Schauplatz u. kleinere Artikel) wurde beibehalten, eine Rubrik mit Rezensionen ist hinzugekommen. Leserbriefe werden erwähnt, aber nicht abgedruckt. Das Layout ist besser.

Der Ogerkiller konzentriert sich (zumindest in diesen beiden Ausgaben) also auf „spielbares“ Material, was damals manchmal „Hardware“ genannt wurde. Stil und Qualität sind wie zu erwarten sehr hausgemacht. Interessant finde ich, wie in den Beiträgen das Bestreben erkennbar ist, das DSA-Material auch für Midgard-Spieler*innen nutzbar zu machen – und wie man gleichzeitig erahnen kann, dass die Autoren sich gerade erst selbst mit Midgard vertraut machten. Ich kann mich natürlich täuschen, habe aber diesen Eindruck. Zusammen ergibt das ein spannendes Bild davon, wie um 1990 Rollenspieler(*innen) mit ihren Ideen in der Fan-Szene gesehen werden und Mehrwert schaffen wollten.